Interview Enrico Stefanelli

Vor elf Jahren gründete Enrico Stefanelli das Lucca Photo Fest als jährliches Event. Nachdem es 2011 eingestellt wurde, belebte er es 2013 als Photolux Festival neu und machte es zu einer Biennale für hochklassige Fotografie. Um dem Publikum in Lucca weiterhin jedes Jahr exklusive Fotoschauen präsentieren zu können, begann er auch in den Zwischenjahren Ausstellungen zu organisieren. Vom 19. November bis zum 11. Dezember 2016 präsentiert er auch die zwölf Gewinner und Finalisten des Leica Oskar Barnack Award 2016.

LFI: Auf dem Photolux präsentieren Sie die Gewinner und Finalisten des Manuel Rivera-Ortiz Foundation Grant, World Press Photo Award und Leica Oskar Barnack Award. Sie sind Jurymitglied des Manuel Rivera-Ortiz Foundation Grant und im Auswahlkomitee bei der Joop Swart Masterclass von World Press Photo – die Verbindungen sind also klar, wieso haben Sie sich für den LOBA als dritten Fotografiepreis entschieden?

Enrico Stefanelli: Photolux war seit seiner Gründung fokussiert auf Dokumentarfotografie und Fotojournalismus. Aber nicht nur. Wir denken, dass alle Bildsprachen unserem italienischen Publikum zugängig gemacht werden sollten. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern muss hier in Italien auf diesem Feld noch viel getan werden – die Fotokultur hat hier noch ein großes Wachstumspotenzial. Zu Leica haben wir eine besondere Verbindung, nicht nur, weil Leica unser Sponsor ist. Photolux kann dem LOBA zu einer größeren Aufmerksamkeit verhelfen und auf der anderen Seite kann die Ausstellung das Photolux mit zwölf besonderen Blickweisen auf unsere Umwelt bereichern. Nach Berlin und Paris ist dies die dritte Ausstellung der Gewinner- und Finalistenstrecken und die einzige in Italien – wir wollen uns als das LOBA-Standbein in Italien etablieren.

LFI: Die LOBA Ausstellung umfasst die beiden Gewinnerstrecken und die Serien der zehn Finalisten. Was hat Sie überrascht? Was hat Sie überzeugt?

Enrico Stefanelli: Auf jeden Fall die Qualität der zwölf Strecken. Hier einen Gewinner zu küren war bestimmt nicht einfach für die Jury. Um ehrlich zu sein war ich sehr positiv überrascht von der Arbeit Esther Teichmanns. Genauso überrascht war ich von der hohen Qualität junger Fotografen wie Max Pinkers, Sadegh Souri oder Juan Pablo Bellandi. Wir müssen alles tun, um diesen jungen Talenten bei ihrer Entwicklung zu helfen. Dies ist eines unserer Ziele.

LFI: Seit 2013 richten Sie das Photolux Festival als Biennale aus. Wann und warum haben Sie damit begonnen, in den Zwischenjahren auch Ausstellungen zu zeigen?

Enrico Stefanelli: Die Mission des Photolux ist es, die Kultur der Fotografie in Italien zu verbreiten. Das erste Jahr der Biennale war 2013. Als wir uns zu diesem Schritt entschieden hatten wollten wir dennoch eine jährliche Ausstellung mit dem World Press Photo Award organisieren. Nach der ersten Biennale hatten wir 2014 also die WPP Ausstellung sowie die Gewinner eines Fotowettbewerbes den Leica Italien veranstaltet hatte. Und dieses Jahr sind wir wieder gewachsen mit den drei genannten Awards plus einer Vivian Maier Ausstellung.

LFI: Das Photolux Festival findet erst wieder 2017 statt. Das Programm um die diesjährigen Photolux Ausstellungen beinhaltet jedoch auch zahlreiche Workshops, Portfolioreviews sowie die Präsentationen der Leica Talks. Worin unterscheiden sich da Photolux und Photolux Festival eigentlich noch?

Enrico Stefanelli: Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht, ist der Unterschied beachtlich. Auf dem Photolux Festival im letzten Jahr hatten wir 29 Ausstellungen, 45 Talks, 24 internationale Portfolioreviews und acht Workshops. Dieses Jahr haben wir vier hochkarätige Ausstellungen, 14 Talks, 12 italienische Portfolioreviews und 4 italienischsprachige Workshops. Diese Ausgabe ist also auf ein italienisches Publikum ausgerichtet. Wir wollen Lucca zum Referenzpunkt für Fotografie in Italien ausbauen, trotzdem sind alle unsere Bemühungen auf die Biennale ausgerichtet.

LFI: Woran denken Sie, wenn Sie Leica hören?

Enrico Stefanelli: Für mich ist Leica Fotografie, oder zumindest meine fotografische Welt. Direkt nachdem ich anfing zu Fotografieren, viele Jahre ist es her, ließ mein Onkel mich seine Leica IIIa (Modell G) von 1935 ausprobieren. Mit diesem Moment wechselte ich in die Leica-Welt. Und das ist noch heute so. Auf meiner letzten Reise vor ein paar Tage hatte ich sie wieder bei mir und es war sehr aufregend. Leica ist der Ursprung der Innovation und Evolution in der Geschichte der Fotografie und steht auch in der heutigen Zeit wieder für Innovation und Forschung und mit dem LOBA auch für Kultur.

www.photoluxfestival.it