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Mikhael Subotzky – Beaufort West, 2009

Mikhael Subotzky – Beaufort West, 2009

Beaufort West ist eine Kleinstadt in Südafrika mit 37.000 Einwohnern. Die Stadt hat ihren Bewohnern nicht viel zu bieten: Zu den Lebensmittelpunkten gehört die Hauptverkehrsstraße mit dem benachbarten Stadtgefängnis. Das dokumentieren die Aufnahmen von Mikhael Subotzky, für die der südafrikanische Fotograf 2009 mit dem LOBA ausgezeichnet wurde.

Das Thema der Serie ist die Nationalstraße N1 zwischen Johannesburg und Kapstadt. Für einige Kilometer führt die eigentliche Autobahn direkt durch Beaufort West und beschert den Einwohnern jährlich über eine Million Durchreisende. Für viele Bewohner ist die Straße deshalb nicht nur die wichtigste, sondern auch die einzige Verbindung zur Außenwelt. Darüber hinaus leistet der Durchgangsverkehr einen wesentlichen Beitrag zum Lebensunterhalt der meist arbeitslosen Einwohner, die den Reisenden ihre Waren anbieten: Lebensmittel, Getränke, Benzin und Übernachtungsmöglichkeiten. Auch Prostitution spielt eine nicht unwesentliche Rolle.

„In ‚Beaufort West‘ geht es um meinen persönlichen Kontakt zu den Menschen. Ich glaube an die Eigenverantwortung und daran, so bewusst wie möglich zu leben. Die Welt durch meine Kamera zu betrachten ist für mich der Weg geworden, genau das zu tun.“

In seinen Aufnahmen zeigt Subotzky verschiedene Straßenszenarien: Eine Mülldeponie, auf der Menschen leben, ein Krankenhaus mit unheilbaren Kranken, junge Prostituierte, die sich für den Lebensunterhalt der Familie verkaufen. Unbeschwerte, heitere Szenen – beispielsweise von Zuschauern einer Landwirtschaftsausstellung – sind in der Fotostrecke selten. Das lokale Gefängnis liegt ebenfalls direkt am Freeway und diese exponierte Lage war es, die die Aufmerksamkeit Subotzkys erregte: „Mich interessierte das Bild vom Gefängnis als Mittelpunkt der Stadt.“ Die Insassen sind hauptsächlich Einwohner von Beaufort West, die gescheitert sind und nach längerer Arbeitslosigkeit ihre eigenen Familien und Nachbarn angegriffen und beraubt haben. Sie haben nichts mehr – außer dem Lärm der Hauptstraße. Als der Fotograf seine Serie entwickelte, war auch zwölf Jahre nach Ende der Apartheid wenig von den neuen Gesellschaftsverhältnissen zu spüren. „Während ich an „Beaufort West“ arbeitete, hat sich vieles an meiner Herangehensweise geändert. Anfangs plante ich eine klassische Fotoreportage. Doch im Kontakt mit den Gefangenen entstanden Beziehungen zwischen uns“, sagt Subotzky, der dann auch direkt mit den Gefangenen arbeitete und Workshops startete.

(Text aktualisiert 2020)

Mikhael Subotzky

Mikhael Subotzky wurde 1981 in Kapstadt geboren und absolvierte die Michaelis School of Fine Art der Universität Kapstadt mit Auszeichnung. Im Zentrum seiner Arbeiten stehen die Strukturen von Erzählungen und Darstellungen sowie die Beziehung zwischen Social Storytelling und den formalen Möglichkeiten der Bildgestaltung. Er ist Träger zahlreicher Auszeichnungen, unter anderem erhielt er 2008 den ICP Infinity Award und 2012 den Standard Bank Young Artist Award und den Discovery Award in Arles. „Beaufort West“ erschien 2008 als Buch gefolgt von „Retinal Shift“ (2012) und „Ponte City“ (2014), für das er 2015 den Deutsche Börse Photography Prize erhielt. Seit 2011 ist Subotzky Mitglied der Agentur Magnum Photos. Er lebt in Johannesburg.

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