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Behind the Scenes: die LOBA-Jury 2024

Behind the Scenes: die LOBA-Jury 2024

Ein langer Weg zur LOBA-Shortlist: Auch in diesem Jahr war die Nominierung der LOBA-Shortlist und die Findung der Gewinnerserien ein spannender Prozess. Am 28. Mai traf sich die Jury in Wetzlar, um über die eingereichten Arbeiten zu diskutieren. Erste, hier präsentierte Eindrücke der Diskussionsrunde geben einen Einblick in die Juryarbeit, und die Statements der fünf Jurymitglieder belegen die Bedeutung und den hohen Stellenwert des LOBA in der internationalen Fotoszene.

Der LOBA-Jury 2024 gehörten in diesem Jahr an: Dimitri Beck, Leiter der Foto-Abteilung von Polka (Magazin, Galerie, Factory), Frankreich; Per Gylfe, Leiter der Bildungsabteilung am International Center of Photography (ICP), New York, USA; Ciril Jazbec, Fotograf und LOBA-Gewinner Newcomer 2013, Slowenien; Amélie Schneider, Leiterin der Bildredaktion Die Zeit, Deutschland; Karin Rehn-Kaufmann, Art Director und Generalbevollmächtigte der Leica Galerien International, Österreich.

Und es bleibt spannend, denn erst am Abend des 10. Oktobers wird bekannt gegeben, wer in diesem Jahr mit dem LOBA in der Hauptkategorie und als Newcomer ausgezeichnet wird. Bei der festlichen Zeremonie im Rahmen der Celebration of Photography werden die beiden Gewinnerinnen oder Gewinner verkündet. Bis dahin wird die gesamte Shortlist mit zwölf spannenden Serien auf der LOBA-Website sukzessive vorgestellt.

Dimitri Beck:
„Während die Auswahl der Shortlist in einigen Fällen ziemlich einfach und offensichtlich war, wurden die endgültigen Entscheidungen zur Auswahl der Gewinner nach langen und intensiven Gesprächen bis zur letzten Minute getroffen, die wichtig und fruchtbar waren und den ausgewählten Arbeiten noch mehr Relevanz verliehen. Mir gefielen die Vielfalt der Geschichten, einschließlich einiger subtiler visueller Ansätze, sowie die Geschichten aus Latein-/Südamerika, die normalerweise leider nicht ausreichend vertreten und präsentiert werden. Der LOBA ist sicherlich ein Meilenstein in der internationalen Fotoszene und spielt eine Schlüsselrolle bei der Förderung guter visueller Erzählungen. Die Präsentation einer Auswahlliste von zwölf Fotografinnen und Fotografen und ihren Werken ist wichtig, um die Vielfalt der Visionen und Geschichten, die heutzutage entstehen, zu erkunden.“

Per Gylfe:
„Jedes Jurymitglied brachte eine eigene Perspektive in die Diskussion ein und war gleichzeitig sehr offen für die Ansichten und Meinungen der anderen Jurymitglieder. Der kollaborative Charakter dieser Diskussionen sorgte für gründliche und dynamische Gespräche, die letztendlich zu abgerundeten und fundierten Entscheidungen führten. Das Niveau der Beiträge, insbesondere in der Kategorie Newcomer, war sehr hoch. Obwohl die endgültigen Entscheidungen herausfordernd waren, erreichte die Jury einen Konsens, und wir waren alle mit den Ergebnissen zufrieden. Es gab eine große Vielfalt unter den Bewerbern, sowohl in Bezug auf die Themen als auch auf die geografische Verteilung. Es war faszinierend zu sehen, wie viele Beiträge einen traditionellen analogen Ansatz in der Fotografie verfolgten und gleichzeitig neue und authentische Bildsprachen einsetzten. Die LOBA-Jury führte eine sehr interessante Diskussion über traditionelle und zeitgenössische sowie potenzielle zukünftige Ansätze des dokumentarischen Geschichtenerzählens. Es ging darum, wie Fotografen angesichts der zunehmenden Verbreitung von künstlich erzeugten visuellen Inhalten die Authentizität ihrer Arbeit behaupten und ihre eigene subjektive Autorenschaft herausstellen werden.“

Karin Rehn-Kaufmann:
„Die Zusammenarbeit mit den Nominatoren und der Austausch der Jury über die verschiedenen Serien waren auch in diesem Jahr wieder höchst erfreulich und bereichernd. Die Ergebnisse sind beeindruckend, und es erscheint mir heute wichtiger denn je, engagierten Fotografinnen und Fotografen ein Forum zu bieten, mit ihren Serien auf die aktuellen herausfordernden Probleme zu antworten. Es überrascht daher nicht, dass Klima und Umwelt, gesellschaftliche und ethnische Konflikte, Gewalt und Ausgrenzung als Themen in vielen der Serien im Mittelpunkt stehen. Alle Serien zeigen den humanistischen Blick auf die schwierigen Situationen in der Welt. Dass in diesem Jahr noch einmal mehr Fotografinnen ins Rennen gehen, erfreut mich ganz besonders.“

Amélie Schneider:
„In Zeiten von Kriegen, Krisen und sozialer Verunsicherung bleibt die Fotografie das Medium, um die Menschen unmittelbar emotional zu erreichen und das Weltgeschehen ersteEine starke und spannende Zeit für die Fotografie! Wir tauchen ein in Welten, die in der Medienberichterstattung mitunter unterrepräsentiert sind. Man spürt eine beeindruckende Tiefe und hingebungsvolle Präzision in diesen Arbeiten, immer ganz nah am Menschen und seiner Umwelt selbst.“

Ciril Jazbec:
„Während der Diskussionen gab es definitiv Momente, in denen wir uns gegenseitig mit unerwarteten Meinungen oder Perspektiven überraschten, was den Prozess noch dynamischer machte. Für mich entsteht die Magie einer Fotoserie durch eine klare persönliche und künstlerische Vision, ähnlich wie die Erzählstruktur eines Films oder Romans. Es geht nicht nur darum, eine Geschichte zu dokumentieren, sondern darum, wie die Arbeit bearbeitet und ausbalanciert wird, um etwas wirklich Fesselndes zu schaffen. Die Entscheidung über den endgültigen Gewinner war keine leichte Aufgabe – es bricht einem immer das Herz, wenn man nur einen auswählen muss, obwohl mehrere Projekte es gleichermaßen verdient hätten. Besonders beeindruckt hat mich in diesem Jahr die Gesamtqualität der eingereichten Beiträge, wobei ich besonders die Newcomer-Sektion hervorheben möchte, in der wir einige wirklich innovative und sehr persönliche Projekte gesehen haben. Einige meiner Lieblingsbeiträge haben es auf die Auswahlliste geschafft, und darüber bin ich sehr erfreut.“