010203040506070809010011012
Finalist 2016: Max Pinckers „Two Kinds of Memory and Memory Itself“

Finalist 2016: Max Pinckers

Der Fotograf Max Pinckers behandelt in seiner Serie „Two Kinds of Memory and Memory Itself“ Vorstellungen, Klischees und Stereotype über Japan. Während eines zweimonatigen Aufenthalts in der Präfektur Saitama nördlich von Tokio hat er seine Aufnahmen kunstvoll auf konzeptuelle Art inszeniert. Die Arbeit begreift er als Untersuchung darüber, wie die Assoziationen aus westlichen Kulturkreisen über das Land der aufgehenden Sonne tradiert werden.

Pinckers interessierte an westlichen Vorstellungen über typisch japanischen Lebens, wie Bilder Realitäten entstehen lassen können oder eine Realität schaffen, die nicht existiert, aber an die viele glauben wollen. Jedes Bild seines Zyklus hat ein anderes Klischee zum Thema. Zu sehen ist etwa eine Paraphrase auf Jeff Walls Foto „A Sudden Gust of Wind (after Hokusai)“, in der Geschäftsmänner mit umherwehenden Papierunterlagen aus ihrem Büroalltag kämpfen. Weitere Bilder zeigen Ordnungshüter, die selbst dann keine Miene verziehen, wenn sie vom Fotografen angeblitzt werden, oder eine Frau, die in einem traditionellen Kimono durch die Schluchten der Großstadt huscht.

Als ich in Saitama ankam, war von typisch japanischen Klischees nichts zu sehen, also inszenierte ich sie. Ich inszenierte sie in Bezug auf existierende westliche Vorstellungen von Japan, aber auch in Bezug auf Fotografien, die in Japan gemacht wurden.

In den Stillleben sind unter anderem ein wahrscheinlich jahrhundertealter Bonsai und eine Felsinsel zu sehen, dessen Größe keine Relation hat. Die Bildinhalte kreisen um das Kernthema Formalisierung – ein Charakteristikum der japanischen Kultur – bleiben jedoch oft rätselhaft. Inwieweit sie überhaupt ihr Geheimnis preisgeben, hängt von der Vorstellung des Betrachters und seinem Wissen, seinen Vorstellungen oder seinen Ideen von Japan ab.

Max Pinckers

Geboren 1988 in Brüssel. Pinckers hat an der Königlichen Akademie der Schönen Künste (KASK) in Gent einen Master in Bildende Künste/Fotografie erworben. Derzeit ist er Doktorand an der Kunsthochschule in Gent. Pinckers besonderes Interesse liegt in der Ästhetik von Dokumentarfilmen wie „Enjoy Poverty“ von Renzo Martens und „The Act of Killing“ von Joshua Oppenheimer. Pinckers arbeitet bei seinen Projekten mit Malern, darunter Quinten De Bruyn, Designern, darunter Alexis Gautier und anderen Fotografen, darunter Adam Broomberg und Oliver Chanarin, zusammen.