Interview mit Azu Nwagbogu, Gründer und Direktor des LagosPhoto Festivals und der African Artists’ Foundation

Der Leica Oskar Barnack Award hat sich im Jahr seines 40-jährigen Bestehens noch einmal neu erfunden: Das neue Verfahren beruht nun auf den Nominierungen von rund 70 international renommierten Fotoexperten. Aus deren Vorschlägen wird eine Jury die Finalisten und Gewinner bestimmen. Einer der Nominatoren ist Azu Nwagbogu, Gründer und Direktor des LagosPhoto Festivals und der African Artists’ Foundation. Wir sprachen mit ihm über den LOBA und seine Motivation sowie seine Wünsche für die Zukunft der Fotografie.

Wie bedeutend ist der LOBA Ihrer Meinung nach im Vergleich zu anderen Fotografiepreisen?

Zunächst einmal ist die Langlebigkeit und Zuverlässigkeit des LOBA außergewöhnlich; das 40-jährige Jubiläum ist etwas Besonderes, insbesondere für Fotografen bedeutet die Beständigkeit über vier Jahrzehnte sehr viel. Ein zweiter Punkt ist die Verbindung mit einem Kamerahersteller, der schon lange eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Fotografie spielt. Die Namensliste der bisherigen LOBA-Gewinner ist wirklich beeindruckend.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am LOBA?

Wenn man sich die bisherigen Gewinner, vor allem die der letzten zehn Jahre, anschaut, kann man eine Vorliebe für Fotografen mit einem sehr zeitgemäßen und persönlichen Stil feststellen. Fotografen, die dazu neigen, die Grenzen des Mediums zu erweitern. Das ist einzigartig.

Welchen internationalen Ruf hatte der LOBA Ihrer Meinung nach in der Vergangenheit und wie sollte seine Zukunft aussehen?

Der LOBA hat einen immensen weltweiten Ruf, der repräsentativ für das Wachstum des Mediums Fotografie ist. Die Zukunft des LOBA sollte die Zukunft der Fotografie und ihre globale Wirkung, Unmittelbarkeit und Vielfalt widerspiegeln. Es ist großartig, dass sich die Basis des Preises verbreitert und es ist wichtig, in Regionen zu investieren, die in Zukunft zu einem besseren Verständnis der Mehrheit der Weltbevölkerung beitragen.

Können Sie uns einen Einblick geben, wie Sie bei der Auswahl Ihrer Vorschläge für den LOBA vorgehen?

Wenn man sich Vorschläge von Fotografen ansieht, ist insbesondere zu bedenken, dass die Entwürfe die Ideale des Fotografen widerspiegeln. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass das Projekt wohl durchdacht ist und grundlegend recherchiert wurde. Ich nehme das sehr ernst, da ich weiß, welche Auswirkungen das Projekt auf das Leben der gezeigten Menschen und auf die Künstler/Fotografen selbst haben kann.

„Mir gefällt die Idee der Heilung durch Fotografie: Fotografie, die Erinnerung und Verständigung anregt.“

Welche Anstrengungen sollten unternommen werden, um sicherzustellen, dass das Bewerberfeld so vielfältig wie möglich ist?

Vielfalt funktioniert für jeden und in jeder Situation – wir sind alle besser informiert, wenn wir anderen demografischen Gruppen zuhören und von ihnen lernen. Wir können nicht nur auf Veränderungen hoffen, sondern müssen Wege finden, den globalen Erzählstrom zu repräsentieren. Am besten funktioniert die Zusammenarbeit mit Organisationen, die vor Ort aktiv sind, um unterschiedliche Gruppen zu erreichen.

Welche Vorteile sehen Sie in einer Vorauswahl durch internationale Experten?

Heute werden so viele Bilder produziert – es bedarf der Experten, die das, was wir sehen, verstehen und kuratieren. Ich stehe oft in Kontakt mit Bildautoren und viele sagen das gleiche: „Wir brauchen Hilfe, um dem, was wir produzieren, einen Sinn zu geben.“ Eine Vorauswahl ist wirklich wichtig.

Was raten Sie jungen Fotografen, die Unterstützung benötigen?

Arbeite konsequent und bewusst. Ziehe so viele Experten wie möglich bei der Entwicklung deiner Ideen zu Rate und nimm an Wettbewerben und Festivals teil.

Wie beurteilen Sie die Situation des aktuellen Fotomarkts?

Ich freue mich, dass sich junge Menschen auf dem Markt behaupten und neue Wege finden, ihren Lebensunterhalt durch die Fotografie zu verdienen.

Welche Wünsche und Hoffnungen haben Sie für die Fotografie der Zukunft?

Mir gefällt die Idee der Heilung durch Fotografie: Fotografie, die Erinnerung und Verständigung anregt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Azu Nwagbogu

Azu Nwagbogu, 1975 geboren, ist der Gründer und Direktor der African Artists’ Foundation, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in Lagos, und des alljährlich stattfindenden LagosPhoto Festivals. Nwagbogu ist kenntnisreicher Kurator und Förderer afrikanischer Kunst. Er war als Juror für zahlreiche internationaler Fotofestivals und -preise tätig. Seinen Master in Public Health erhielt er an der Universität Cambridge. Er lebt und arbeitet in Lagos.