Interview mit Gen Sadakane, Mitbegründer und Creative Director EyeEm

Es wird spannend: Alle Nominierungen für den Leica Oskar Barnack Award 2020 liegen der Jury vor. Der in diesem Jahr bereits zum 40. Mal verliehene LOBA wird erstmals durch Vorschläge von 65 international renommierten Fotografie-Experten bestimmt. Auf der Grundlage dieser Vorschläge wählt die Jury eine Shortlist aus, die wir in Kürze auf der LOBA-Website vorstellen werden. Die Gewinner des LOBA 2020 in der Haupt- und in der Newcomer-Kategorie werden im Oktober bekannt gegeben.

Zu den Nominatoren zählt auch Gen Sadakane. Er ist einer der Gründer und Creative Director der globalen Foto-Community EyeEm. Als Start-up in Berlin ins Leben gerufen, hat sich EyeEm in den letzten Jahren zu einer innovativen digitalen Fotografie-Plattform zum Entdecken, Teilen und Verkaufen von Bildern entwickelt.

Wie wichtig ist der LOBA Ihrer Meinung nach im Vergleich zu anderen Fotopreisen? 

Die Kontinuität des LOBA spricht für sich, natürlich auch die Gewinner der letzten Jahre. Der LOBA steht für Qualität und sticht aus vielen Fotopreisen heraus. Ich bin sehr stolz, dieses Jahr einen kleinen Teil beizusteuern.


Hatten Sie bereits vor Ihrer Tätigkeit als Nominator einen persönlichen Bezug zum LOBA oder zu Leica?

Nicht persönlich, aber als design- und detailverliebter Mensch liebe ich natürlich Leica, die Philosophie, die Produkte, die Marke.


Welches internationale Renommee hat der LOBA Ihrer Meinung nach in der Vergangenheit gehabt und wie sollte die Zukunft des LOBA aussehen?

Als Marke ist es immer wichtig, international zu agieren und der globalen Community etwas zurückzugeben. So sehe ich auch diesen Wettbewerb. Die jeweilige Qualität der Arbeiten wird sich durchsetzen und ich bin auf die Gewinner 2020 gespannt. Und es ist wichtig, in dem eigenen Format auch neue Dinge auszuprobieren, für neue Kategorien offen zu sein. Ich wünsche mir immer Diversität, von der Jury bis zu den Arbeiten und den Gewinnern.


Können Sie uns einen Einblick geben, wie Sie bei der Auswahl Ihrer Vorschläge für den LOBA vorgegangen sind – insbesondere als Mitbegründer der EyeEm-Plattform?

Ich habe schon so viele Arbeiten gesehen und man hat natürlich seine Vorlieben. Künstler, die man mag, von jung bis alt, aber ich versuche immer die spezifische Idee und die Qualität zu erkennen. So habe ich auch meine persönliche Auswahl getroffen, auch außerhalb der EyeEm-Community. Ich interessiere mich für viele Arten von Kunst, ich bin da nicht so strikt. Wenn die Qualität und die Idee vorhanden sind und beim Betrachter etwas auslösen, sollte man die Arbeit honorieren.


Welche Vorteile sehen Sie in einer Vorauswahl durch internationale Experten?

Diversität. Es ist einfach spannend und ich hoffe, auch Talente zu sehen, die man noch nicht kennt. Auch wenn man schon auf globalen Plattformen wie Instagram oder EyeEm sehr viel gesehen hat, ist eine Auswahl von internationalen Experten noch einmal tiefgründiger.


Hat es eine Bedeutung für Sie, der einzige Nominator aus Deutschland zu sein?

Als ich das bemerkte, fühlte ich mich sehr geehrt. Aber ich glaube, alle Nominatoren sind Kosmopoliten und repräsentieren nicht nur einzelne Länder.

„Man muss das Medium der Fotografie erweitern und sich von Technologie oder anderen Dingen inspirieren lassen. Nur in der Kombination verschiedener Dinge entstehen spannende Themen und Arbeiten.“

Was würden Sie jungen Fotografinnen und Fotografen raten, um für eine Förderung sichtbar zu werden?

Ich rate nicht nur jungen Fotografen: Geht raus, tauscht euch aus. Mit möglichst vielen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlichen Passionen, denn wenn man sich etwa nur mit Fotografen austauscht, kann nicht wirklich etwas Neues herauskommen, das ist meine feste Überzeugung. Deshalb muss man auch das Medium der Fotografie erweitern und sich von Technologie oder anderen Dingen inspirieren lassen. Nur in der Kombination verschiedener Dinge entstehen spannende Themen und Arbeiten. Sichtbar wird man dadurch ganz von selbst.


Wie beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die Situation des aktuellen Fotomarkts?

Jeder Markt ist derzeit schwierig. Der gilt für den Fotomarkt schon länger, aber auch hier werden gute Ideen und Qualität überleben und herausstechen. Ich glaube, die Berlin Photo Week ist ein gutes Beispiel für das Ausprobieren und Kombinieren neuer Ideen.


Welche Wünsche und Hoffnungen hegen Sie für die Fotografie der Zukunft?

Die Leidenschaft für Fotografie wird es immer geben, da bin ich absolut sicher. 

Gen Sadakane

Gen Sadakane, in Düsseldorf geboren und aufgewachsen, studierte visuelle Kommunikation und Philosophie. Er ist Mitbegründer und Creative Director von EyeEm und der Berlin Photo Week. Zuvor war er Designer und Creative Director bei TBWA, McCann, Jung von Matt, DDB und Leo Burnett. Er gewann mehr als 100 internationale Preise, unter anderem Cannes Lions in Gold für Volkswagen und Bosch. 2019 zog die Berlin Photo Week im Kraftwerk Berlin über 30.000 Besucher an.

© Porträt: Daniel Gebhart de Koekkoek