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Björn H. Larsson Ask – Verbranntes Kind – die achtjährige Jessica und ihre neue Haut, 1981

Björn H. Larsson Ask – Verbranntes Kind – die achtjährige Jessica und ihre neue Haut, 1981

Drei Tage dauerte die Hauttransplantation, nachdem die achtjährige Jessica einem Feuer in ihrem Wohnhaus zum Opfer fiel. Der schwedische Fotograf Björn H. Larsson Ask hat aus unmittelbarer Nähe den Operations- und Heilungsprozess festgehalten. 1981 erhielt er dafür den Leica Oskar Barnack Award.

Es ist ein Horrorszenario. Das Haus, in dem man lebt und schläft, wird eines Tages zur Hölle. Flammen erobern das Gebäude wie eine tosende Welle, die Balken brennen lichterloh und das eigene Kind, gerade einmal acht Jahre alt, befindet sich mitten darin. In letzter Minute schafft der Vater, es zu retten. Es wird in das nächste Krankenhaus gebracht und dort drei Tage lang operiert. 70 Prozent der Haut müssen ersetzt werden.

„Verbranntes Kind – die achtjährige Jessica und ihre neue Haut“ ist die LOBA-Gewinnerserie von 1981. Und sie erzählt die Geschichte jenes Mädchens, das durch einen Brand in der schwedischen Provinz ihr bisheriges Leben verlor – und dank medizinischer Maßnahmen ein neues und anderes begann. Björn H. Larsson Ask hat Jessica während ihrer Tage im Krankenhaus begleitet. Seine Bilder sind Zeugnisse eines harten Kampfes um das wichtigste Gut eines Menschen. Sie zeigen das Leid, die Qual, das Ausmaß eines Schicksalsschlags, der nur bedingt wieder gut gemacht werden kann, der sich auch in das Gedächtnis jedes Betrachters einprägt.

Wunden, verbrannte Haut, Schreie – was man auf den Bildern sieht, ist nahezu unzumutbar, ein Schock, ein Trauma. Der erste Impuls: Wegschauen. Aber lässt man sich auf die Schwarzweiß-Aufnahmen ein, betrachtet sie wieder und wieder, kann man hinter jeder ein Ziel erkennen. Es ist Hoffnung, die sich darin spiegelt, die Aussicht auf Zukunft. Larsson dokumentiert den medizinischen Prozess genauso wie die liebevolle Zuneigung der Ärzte, Physiotherapeuten und Krankenschwestern zu dem Mädchen. Mitunter zeichnet sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ab, das wie ein Lichtblick wirkt, wie eine optimistische Rettung für den Beobachter selbst. Wenn der Vater das operierte, wieder genesene Mädchen freudig in den Arm nimmt, ist das ein erlösender Moment für alle Beteiligten.

Larsson Ask hat sich mit seiner Serie der Wahrhaftigkeit verpflichtet. Seine Bilder leugnen und verstecken nichts, sie blenden nichts aus, sie zeigen den qualvollen Eingriff so, wie er tatsächlich stattgefunden hat. Seinen Protagonisten kommt er dabei sehr nahe, es scheint fast so, als sei seine Kamera im Raum für die anderen unsichtbar gewesen. Bei seiner Stiftung hatte der Leica Oskar Barnack Award sich zur Aufgabe gemacht, jene Fotografen auszuzeichnen, die in einer Serie „mit scharfer Beobachtungsgabe und auf die anschaulichste Weise das Humanitäre und die Beziehungen des Menschen zu seiner Umwelt zum Ausdruck bringen“. Der Gewinner von 1981 hat diese Kriterien alle erfüllt.

(Text verfasst 2020)

Björn H. Larsson Ask

Björn H. Larsson Ask wurde 1940 im schwedischen Västeras geboren. Er arbeitete als Bildjournalist für Zeitungen wie „S.E. Magazine“ und „Svenska Dagbladet“. 1969 erhielt er den Grand Journalist Award für eine Reportage aus dem Biafra-Krieg. Er lebt in Thailand.