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Finalist 2016: Vincent Delbrouck „New Paintings“

Finalist 2016: Vincent Delbrouck

Der belgische Fotograf Vincent Delbrouck versteht sich nicht als Teil der fotojournalistischen Traditionen: Seine Bildarchive sind als intuitiver Ausdruck seiner Subjektivität über die Momentaufnahme hinausgehende „überzeitliche, organische Zeugnisse eines Prozesses“.

„Der Titel ‚New Paintings‘ drückt aus, wie wichtig mir Malerei als Inspirationsquelle ist. Ich verehre Künstler wie Marlene Dumas, Luc Tuymans oder Peter Doig, die Fotos als Vorlagen für ihre Gemälde verwenden. Das Malen ist ein langsamer Prozess, ein Gemälde wächst Schicht um Schicht, seine Oberfläche erfährt Überarbeitungen, sie hat ihre eigene Materialität und verweist doch auf magische Weise auf eine Welt dahinter. Mit meinen Bildarchiven verhält es sich vergleichbar, nur gewissermaßen umgekehrt – sie symbolisieren den Übergang von der Augenblicksaufnahme hin zu überzeitlichen, organischen Zeugnissen eines Prozesses.

Indem ich Bilder von verschiedenen Schauplätzen und aus unterschiedlichen Serien zu einem neuen Patchwork kombiniere, erzeuge ich eine Einladung an den Betrachter, sich intuitiv einzulassen auf eine neue Welt assoziationsreicher Farbigkeit, mit neuen Verknüpfungen, voller Schönheit, aber auch voll dunkler Andeutungen, und sie in Bezug zu setzen zur je eigenen Lebenswelt. Objekte, Körper, Zeichen fließen in einem atmenden Rhythmus ineinander und laden ein zu reflexiver Kontemplation.

„Ich nutze die Fotografie als Mittel, der Umwelt gegenüberzutreten als einer Totalität, die alles und jedes umfasst – vor allem auch meine eigenen Obsessionen.“

Ich verwende zudem Skizzen aus Tagebüchern und Collagen, um der in den fotografischen Momentaufnahmen archivierten Erinnerung eine weitere Ebene hinzuzufügen, die diese Momentaufnahmen als Teil eines lebendigen Prozesses kenntlich machen, in all seinen Widersprüchen, in all ihrem Fragmentarischen. Zwölf Bilder auszuwählen, um daraus eine wettbewerbskonforme Folge zu bilden, ist natürlich so, als würde man ein Teil eines Puzzles entfernen. Die vorliegende Serie kann nur selbst ein skizzenhaften Fragment sein.“

Vincent Delbrouck

Vincent Delbrouck, Jahrgang 1975, sieht sich selbst als „Archetyp eines Suchenden“. Seine Arbeitsweise ist am besten als „hybrid“ zu bezeichnen, mit einem Mix aus Medien und Materialien. Der in Brüssel geborene, heute in Belgien auf dem Land wohnende Fotokünstler hat u. a. in Magazinen wie „Purple Journal“, „Pavilion“, „Code“, „Amica“, „Trace“, „Pig“, „nofound“, „Pozytyw“ und „View“ veröffentlicht und schätzt besonders die Zusammenarbeit mit der Modedesignerin Valeria Siniouchkina.