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Christian Werner: „Road to Ruin”

Finalist 2018: Christian Werner

In seiner Serie „Road to Ruin“ erkundet der deutsche Fotograf Christian Werner neue Wege in der Kriegsberichterstattung. Mit seinen stillen und beinahe poetischen Aufnahmen erzählt er vom Leben der Menschen im Syrien Baschar al-Assads nach dem Fall von Ost-Aleppo.

Seit 2011 wütet nun der Krieg in Syrien. Seine Auswirkungen sind längst über die Grenzen des Landes hinaus spürbar – die Hilfsorganisationen sprechen von einer der größten humanitären Katastrophen der letzten Jahrzehnte mit Hunderttausenden Toten und mehreren Millionen Flüchtlingen. Was mit Protesten gegen die Regierung begann, entwickelte sich rasch zu einem Bürgerkrieg, der spätestens mit dem Kriegseintritt Russlands zu einem Stellvertreterkrieg von Welt- und Regionalmächten geworden ist. Christian Werner setzt den Fokus seiner Arbeit jedoch nicht auf die politischen und militärischen Ereignisse.

„Meine Bilder erzählen über Alltägliches, über ein Leben in einer feindlichen Umgebung. Ich möchte die Situation der syrischen Bevölkerung zeigen, die trotz des langen Krieges, der Warlords, der Milizen und des Unterdrückerregimes weiterhin versucht, ein möglichst lebenswertes, friedliches Leben zu führen.“

Der Fotograf ist gemeinsam mit dem deutschen Journalisten Fritz Schaap in den vergangenen zwei Jahren vier Mal nach Syrien gereist. Sie trafen Menschen in Homs, Aleppo, Latakia, Damaskus und Raqqa und sprachen mit ihnen über ihr Leben in dem vom Krieg gezeichneten Land. Werner dokumentierte die Atmosphäre der zum Teil gespenstischen Städte, in denen das Leben dennoch weitergeht. Seine Bilder sind still, muten durch die warme Farbgebung beinahe poetisch an. In seiner Komposition aus alltäglichen Szenen und verstörenden Situationen wird das sonst nicht fassbare, unbegreifliche Grauen des Krieges für den Betrachter nah, spürbar. Es ist eine Kriegsberichterstattung, die nicht Mitleid und Empörung, sondern Empathie und Verständnis für die vom Krieg gezeichneten Menschen weckt.

Christian Werner

Der 1987 in Hannover geborene Fotograf studierte von 2009 bis 2014 Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover. Heute arbeitet er als freiberuflicher Multimedia-/Fotojournalist. Sozialkritische und geopolitische Themen bilden den Schwerpunkt seiner Arbeiten, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurden. Seine Bilder und Geschichten erschienen unter anderem im „Spiegel“, der „Zeit“, in „Time“ und der „LFI“. Werner lebt in Boitzum, Niedersachsen.

Porträt: © Lisa Rocks