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Daniel Chatard: „Niemandsland“

Finalist 2018: Daniel Chatard

Für das Projekt „Niemandsland“ hat sich Fotograf Daniel Chatard in das nordrhein-westfälische Braunkohlerevier begeben – direkt in das Zentrum eines scheinbar ewigen Konflikts zwischen Alteingesessenen, Ökoaktivisten, Tagebaumitarbeitern und der Polizei.

So wohlhabend die Industrienation Deutschland ist, so groß ist ihr Einfluss auf den weltweiten Klimawandel. Im Bundesland Nordrhein-Westfalen sorgt der Abbau von Braunkohle für Arbeitsplätze und Energie, steht aber auch für den Eingriff in ein hochempfindliches Ökosystem, der verheerende Folgen haben kann. Daniel Chatard möchte mit seinem Projekt „Niemandsland“ genau darauf aufmerksam machen: „Je mehr Menschen für dieses Thema sensibilisiert sind und Druck ausüben, um Emissionen von Treibhausgasen zu verringern, desto besser.“ Proteste, Demonstrationen und Polizeieinsätze sind im rheinischen Braunkohlerevier keine Seltenheit, Umweltaktivisten und Mitarbeiter des Energiekonzerns RWE, einer der größten Arbeitgeber in der Region, stehen sich skeptisch gegenüber. Es ist ein Konflikt, für den keine Lösung in Sicht ist.

„Ein Foto sollte immer ein Gefühl transportieren. Dafür braucht man als Fotograf eine Haltung gegenüber dem, was man fotografiert.“

Chatard selbst wünscht sich, dass die Braunkohleförderung schnellstmöglich eingestellt wird – auch deshalb, weil es aktuell in Deutschland eine Überproduktion von Strom gäbe. Somit bestünde gar keine Notwendigkeit, weiterhin in diesem Ausmaß Braunkohle zu fördern. Doch dieser Wunsch erscheint utopisch, denn die Kraftwerke sollen noch bis in die 2040er-Jahre betrieben werden – und so lange werden wohl auch die Konflikte um den Kohleausstieg andauern. Umso wichtiger ist es Chatard, auf das Niemandsland aufmerksam zu machen, denn vielleicht sorgt ein Bewusstsein darüber wenigstens zukünftig für Schadensbegrenzung.

Daniel Chatard

Nachdem er eine Kamera geschenkt bekommen hatte, entwickelte Chatard langsam aber sicher ein starkes Interesse für die Fotografie. 1996 in Heidelberg geboren, studiert er inzwischen Fotojournalismus und Dokumentarfotografie in Hannover und hält sich derzeit für ein Auslandssemester in Tomsk, Russland, auf. Seine Arbeiten wurden bisher in Publikationen wie der „Neuen Zürcher Zeitung“, dem „Weser-Kurier“ und „Neon“ veröffentlicht.

Porträt: © Aliona Kardash