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Stephen Dock: „Architecture of Violence”

Finalist 2018: Stephen Dock

Kinder mit müden Gesichtern, kahle Wände mit Stacheldrahtresten, grundlose Aggression in den Blicken der Männer. So sieht das Nordirland aus, wie es der Franzose Stephen Dock in seiner Serie „Architecture of Violence“ abbildet. Die Zeit der bewaffneten Konflikte ist vorüber, doch die Seelen haben noch keine Ruhe gefunden.

„Die Spuren eines Krieges sichtbar machen: Das war von Anfang an mein Ziel. Als ich 2012 nach Nordirland reiste, spürte ich sofort das Gewicht der Vergangenheit. Die Gewalt, die wie eine bleierne Wolke über den Nordiren hängt – trotz des 20 Jahre Friedensprozesses seit dem Karfreitagsabkommen von 1998 – wird am Aussehen und der Art, wie sich die Menschen auf der Straße bewegen, deutlich. Und sie sprechen oft über die Unruhen und darüber, was ihnen damals widerfahren ist. Ich wollte zeigen, dass der Frieden in Nordirland ein täglicher Kampf ist, der noch lange nicht vorüber ist. Ich verbrachte viel Zeit auf der Straße, redete mit Leuten und sammelte so Informationen. Ich versuchte, die Schriftzüge und Markierungen an Wänden zu entziffern und besuchte die öffentlichen Archive.

„Ich möchte zeigen, dass der Frieden in Nordirland ein täglicher Kampf ist, der noch lange nicht vorbei ist.“

Ein großer Teil meiner fotografischen Arbeit besteht aus Recherche. In meinem Projekt werden Details plötzlich sehr wichtig; das macht es so schwierig und komplex. Meine größte Herausforderung bestand darin, diese Arbeit mit mir, dem Thema, meiner Fotografie und dem Endergebnis in Einklang zu bringen. Ich musste auf Konsistenz, Relevanz und Ausgewogenheit achten. Daher habe ich mir sechs Jahre Zeit genommen, um eine legitime Form für das Projekt zu finden, eine Form, die dem gerecht wird, was ich gesehen habe.“

Stephen Dock

Dock wurde 1988 in Mulhouse, Frankreich, geboren. Nach dem Abitur ging er für ein Jahr auf eine Fotoschule, die er in gegenseitigem Einverständnis wieder verließ, um auf eigene Faust zu fotografieren. Bald arbeitete er als Fotojournalist für „Le Figaro Magazine“, „M Le magazine du Monde“, „Libération“ und „Newsweek“ (Japan). Derzeit lebt er in Paris und arbeitet an seinem ersten Fotobuch.

Porträt: © Cedric Viollet