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Ragnar Axelsson – Arctic Heroes, Where the world is melting

Ragnar Axelsson – Arctic Heroes: Where the World is Melting

Für den isländischen Fotografen ist der grönländische Schlittenhund einer der größten Helden, die der Norden je gekannt hat. Seine Serie ist eine in Schwarzweiß fotografierte Hommage nicht nur an die Hunde, sondern auch an die durch die dramatisch fortschreitende Erderwärmung verschwindende Kultur der Arktis.

„Stellen Sie sich vor, Sie wachen eines Morgens in der nördlichsten Siedlung der Welt auf – mitten im Winter, die Nacht ist pechschwarz. Das Gebell eines einsamen Hundes durchbricht die Stille. Draußen ist es bitterkalt. Das Dorf selbst scheint zu schlafen. Niemand ist auf oder unterwegs. Das Heulen vervielfacht sich, als die Dorfhunde sich gegenseitig aufwecken.“ Mit dieser Beschreibung nimmt uns der isländische Fotograf mitten hinein in seine Expeditionen in den Norden. Seit über 40 Jahren fotografiert er in der Arktis, er kennt sich wie kaum ein anderer Fotograf in dieser eisigen Welt aus, hat hierzu unzählige Serien und viele Bücher veröffentlicht.

In seiner LOBA-Serie steht der Schlittenhund im Mittelpunkt. Die Motive der eindrücklichen Schwarzweiß-Serie entstanden zwischen 1987 und 2019, fotografiert mit unterschiedlichen M-Kameras von Leica; die jüngsten Bilder sind mit einer Leica SL, einer Leica SL2 und mit einer Leica M Monochrom 246 entstanden.

„Fotografien haben die Welt verändert, Kriege beendet und Denkweisen verändert. Eine Fotografie trägt dazu bei, den Menschen die Augen für das, was geschieht, zu öffnen.“

In der unwirtlichen und unwirklichen Landschaft spielt der grönländische Schlittenhund eine bedeutende Rolle, aber nur selten wird seine Bedeutung bemerkt. „Sein klagender Ruf trägt einen unerwarteten Trost in sich, der die Seele beruhigt. Sein wehmütiger Gesang ist die Geschichte der größten Helden, die der Norden je gekannt hat, Helden, die es der Menschheit ermöglicht haben, beide Pole der Erde zu erreichen. Ein zähes Geschöpf, das am trostlosesten Punkt eines wütenden arktischen Sturms den Schlitten wohlbehalten nach Hause bringt. Das Lied der grönländischen Hunde ist ein Lied, das durch die Jahrhunderte widerhallt. Vielleicht liegt in seinem traurigen Gebell eine Botschaft, die man beachten sollte: Die Welt auf Grönland verändert sich schnell“, so Axelsson.

Für ihn ist die Freundschaft zwischen Mensch und Hund eine Geschichte, die erzählt werden muss, sowohl in Worten als auch in Bildern. Das Leben des Jägers verändert sich aufgrund des Klimawandels, das Eis wird dünner, die Jagd wird schwieriger und oft extrem gefährlich. Vor Jahren gab es noch 30.000 Hunde in Grönland, heute sind es etwa 12.000, daher spricht der Fotograf von einer aussterbenden Rasse, da Schneemobile die traditionellen Aufgaben der Hunde übernehmen. Dabei gehört der mutige und furchtlose grönländische Schlittenhund zu den ältesten Hunden der Erde, es gibt ihn seit etwa 9000 Jahren und seit 4000 Jahren ist er auf Grönland zu Hause. Doch auch er ist gefährdet – genauso wie die gesamte Kultur der Arktis. Das sommerliche Meereis und die Gletscher des Nordens, der Kühlschrank der Erde, der ein erträgliches Temperaturniveau aufrechterhält, gehen zurück.

„Für mich besteht kein Zweifel, dass die drastischen Veränderungen in der Arktis in den kommenden Jahren das größte Problem auf dem Planeten sein werden“, so der Fotograf.

„Diese Fotografien sind meine Art, die wahren Helden der Arktis im Norden zu ehren.“

Ragnar Axelsson (RAX)

Ragnar Axelsson wurde 1958 bei Reykjavík geboren. Seine erste Leica lieh er sich als Zehnjähriger von seinem Vater. Mit 18 wurde er Fotograf bei der isländischen Zeitung Morgunblaðiðið und dokumentiert seither die Natur und das Leben der Menschen im Norden. Seine Bilder wurden unter anderem in „Life“, „Geo“, „Polka“, „Newsweek“, „Stern“ und „Time“ veröffentlicht. Zahlreiche Bücher: „Faces of the North“ (2004, Neuauflage 2015), „Last Days of the Arctic“ (2010), „Behind the Mountains“ (2013), „Glacier“ (2018). Ein Buch über Schlittenhunde ist für dieses Jahr geplant. Bereits 2001 erhielt er eine Ehrenauszeichnung beim Leica Oskar Barnack Award.

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