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Graciela Magnoni – Nosotras

Graciela Magnoni – Nosotras

Das Langzeitprojekt der Fotografin ist eine Art Dauerbelichtung von Unterschieden und vor allem von Gemeinsamkeiten von Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt. Fotografie ist für Magnoni Leidenschaft und Bestandteil ihres Selbst. Mit ihrer Kamera fängt sie Alltagsszenen ein, in denen sie sich spiegelt.

Titelgebend für ihre LOBA-Serie ist das weibliche „Wir“ im Spanischen. Entstanden sind die Bilder in dreizehn Ländern und siebzehn Städten. „Ich glaube, die nomadische Lebensweise meiner Eltern war der Vorläufer für meine Neugier gegenüber verschiedenen Kulturen und Orten als Erwachsene. Irgendwie passte die Fotografie perfekt zu dieser Art von Leben“, sagt Graciela Magnoni zu ihrem Werdegang. Den Umgang mit der Kamera hat sie sich selbst beigebracht. Die Beschäftigung mit der Fotografie ist seit Beginn ein wichtiger Bestandteil von Magnonis Leben und Sein, sie ist das Fundament, auf dem sie steht. „Die Fotografie ist mein Hobby, meine Arbeit, meine Therapie, meine Liebe und die Struktur meines Lebens. Sie macht mich frei, weil ich sie überall und jederzeit zu meinen eigenen Bedingungen machen kann. Sie ist mein Werkzeug, um die Welt auf eine persönliche und intime Art und Weise zu erkunden, ohne Regeln oder Vorbedingungen. Sie ist ein kleines Fenster zu einer magischen Welt.“ Durch dieses Fenster blickt sie immer wieder auf die Gemeinsamkeiten des weiblichen Lebens. Die Verbundenheit, die sie dadurch fühlt, ist zugleich ihre Motivation, die Facetten ihres Selbst immer weiter zu erkunden, sich zu spiegeln.

„Für mich als jemanden ohne eine klare kulturelle Identität wurde die Fotografie zur Identität. Sie definiert mich und erdet mich.“

Als erfahrene Fotografin weiß sie um die Frustrationsfallen bei der Arbeit. Das Genre Street Photography ist ein Feld, in dem man viel Geduld braucht: „Kontrolle und Vertrautheit mit der Kamera helfen, aber Szenen, Menschen, Momente, denen wir auf der Straße begegnen, entziehen sich unserer Kontrolle. Die Chance, gute Bilder zu bekommen, ist recht gering, sodass es manchmal ziemlich frustrierend und entmutigend sein kann. Aus diesem Grund ist es am besten, den Prozess zu genießen, anstatt sich auf das Ergebnis zu konzentrieren. Selbstmotivation ist grundlegend, um weiterzumachen.“ Fragt man Magnoni, welchen Sinn sie mit ihren Bildern verfolgt, sagt sie „Ich würde das, was ich mache, nicht als sozialdokumentarisch bezeichnen, sondern als persönliche Dokumentation oder persönliche Erzählung. Ich glaube nicht, dass meine Fotos eine faktische Wahrheit zeigen oder erzählen. Das heißt nicht, dass sie gefälscht sind, aber sie zeigen eine selektive Interpretation der Welt.“

Graciela Magnoni

Geboren 1961 in Montevideo, Uruguay. „Meine Eltern führten ein nomadisches Leben, und als Kind reiste ich natürlich mit ihnen. Heute fotografiere ich auf den Straßen jeder Stadt, die ich besuche.“ Sie ist eine autodidaktische Fotografin, hat einen B.A. in Journalismus (Brasilien) und einen M.A. in Massenkommunikation von der University of Minnesota (USA). Mehrere Jahre arbeitete sie als angestellte Fotografin für „Istoé“, ein brasilianisches Nachrichtenmagazin. Sie lebt in Singapur. Im Juni 2021 erschien ihr jüngstes Buch, „Watan“, über den indischen Bundesstaat Punjab.

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Porträt © Silvia Hagge