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Dominic Nahr

Interview Dominic Nahr

Das Reisen hat Dominic Nahr von der Pieke auf gelernt: 1983 in der Schweiz geboren hat er seine Jugend in Hongkong verbracht und in Toronto studiert. Als Fotograf ist er es ohnehin gewohnt, um die Welt zu jetten, aber 2016 war dennoch ein außergewöhnliches Jahr. Warum er das so sieht, was er 2017 vorhat und wie der Leica Oskar Barnack Newcomer Award 2009 seine Karriere befeuert hat, berichtet Nahr im Interview.

Q: 2009 waren Sie der erste Gewinner des Nachwuchspreises beim Leica Oskar Barnack Award. Wie hat sich der Preis auf Ihre Karriere ausgewirkt?

A: Der Leica Oskar Barnack Newcomer Award war eine große Anerkennung meiner Arbeit und es fühlt sich so an, als hätte meine Karriere damit erst so richtig begonnen. Ich erinnere mich gut an das überwältigende Gefühl bei der Preisverleihung in Arles die Bühne zu besteigen und so viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich alles geben musste, um diesen Respekt für meine Arbeit zu erhalten. Die Veränderungen kamen direkt. Ich arbeitete schnell für große Magazine, trat im Laufe der Jahre bekannten Agenturen bei und wurde Fotograf des Time Magazine. Angesichts dessen ist meine Verbindung zum LOBA wohl stärker als zu sonst irgendeinem Award – auch dank der familiären Mentalität, die die Kaufmanns, LFI und Leica geschaffen haben.

Die Veränderungen kamen direkt. Ich arbeitete schnell für große Magazine, trat im Laufe der Jahre bekannten Agenturen bei und wurde Fotograf des Time Magazine.

Q: Sie haben den Preis für Ihre Serie „Road to Nowhere“ über den Bürgerkrieg im Kongo erhalten. Haben Sie das Projekt fortgesetzt?

A: Ich bin 2010 und 2012 zurück in die Demokratische Republik Kongo gefahren. Nach der Arbeit an meiner Serie „Road to Nowhere“ fuhr ich für National Geographic und verschiedene Auftraggeber quer durch das Land. Ich war jetzt schon länger nicht mehr dort, aber ich hoffe, das sich 2017 ändert. Es ist das Land, das ich meine erste Liebe in Afrika nennen kann.

Q: 2016 war ein arbeitsreiches Jahr für Sie mit zahlreichen Festivals, Ausstellungen, Artist Talks, Workshops etc. Wie lautet Ihr Resümee?

A: Ich denke es gab 2016 eine leichte Veränderung in meiner Karriere. Angefangen im Januar mit einer Ausstellung in Zürich und der Anfrage, meine Arbeiten im Juli bei den Rencontres d’Arles zu präsentieren – meine bis dato größte Einzelausstellung. Bereits im März hatte ich mehrere Kontinente bereist und es war nicht abzusehen, dass es ruhiger werden würde. Ich gewöhnte mich ans Fliegen, egal wie lang die Distanzen waren und bin froh, ein solch intensives Jahr gehabt zu haben. Ich hatte Ausstellungen in Zürich, Hongkong, Toronto, Hannover, Hamburg, Bern, Arles, Perpignan und Lissabon. Außerdem habe ich viel mehr unterrichtet und Workshops in Deutschland, Österreich, Hongkong, Frankreich und Mali gegeben. In Bamako hatte ich die Möglichkeit, die Arbeit von 15 Profifotografen auf ein neues Level zu heben, indem ich sie mit Dingen bekannt machte, die sie sonst vielleicht nicht kennengelernt hätten. 2016 hatte ich zudem sehr interessante Aufträge, die mir auch die Chance boten, mich jenseits der „Krisen“-Fotografie zu versuchen, für die ich sonst bekannt bin.

Q: Trotz dieser neuen Aufträge hat Ihre Arbeit im Wesentlichen zwei Schwerpunkte: Japan nach der Katastrophe von Fukushima und die eben genannte Krisen-Fotografie in Afrika und dem Nahen Osten. Verändert sich mit den Orten auch Ihre Art zu arbeiten?

A: Jeder Ort hat seine eigene Kraft und beide ergänzen sich sehr gut. Japan ist der Ort, an dem ich mich zurückziehen und private Momente erleben kann, während es in Afrika genau anders herum ist– dort bin ich selten allein und fast immer von Menschen umgeben. Es dauert meist ein bisschen, um sich in den einen oder anderen Modus zu begeben, aber ich genieße beide.

Q: Was ist Ihr aktuelles Projekt?

A: Ich bin gerade dabei ein neues Projekt zu beginnen, aber noch befinde ich mich in der Planungsphase. 2017 möchte so viel fotografieren wie möglich. Ich würde gerne meine Arbeit am Great Rift Valley fortsetzen und monatelang einen tausend Kilometer langen Trip machen, um ein Buch und eine interaktive Onlinereise zu produzieren. Das Projekt soll diesen Teil der Welt zeigen, in dem ich schon so lange lebe – mit all seinen Reizen und Geheimnissen und seiner Magie.