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Nichole Sobecki – Where Our Land Was

Nichole Sobecki – Where Our Land Was

In Somalia werden die Folgen des voranschreitenden Klimawandels bereits schon jetzt überdeutlich. Auf den Spuren eines historischen Bildarchivs dokumentiert Nichole Sobecki die gravierenden Veränderungen, die den Menschen am Horn von Afrika eine sichere Zukunft verwehren.

Seit jeher herrschen in Somalia extreme Temperaturen, wiederkehrende Dürren und Heuschreckenplagen, die große Hungersnöte nach sich ziehen. Jahrzehntelange Bürgerkriege und die stetig zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise haben das Land in eine humanitäre Dauerkrise gebracht. Nichole Sobecki begann, sich intensiver mit der Lage vor Ort zu beschäftigen, als sie und ihre Recherchepartnerin Laura Heaton die einzige existierende Dokumentation über die Landvermessung Somalias entdeckten, die 35 Jahre lang in Großbritannien versteckt war. Es handelte sich um ein außergewöhnliches Bildarchiv, das in den 1970er- und 1980er-Jahren von Wissenschaftlern erstellt wurde. Die durchquerten das Land mit Landrovern und Buschflugzeugen und untersuchten die Umwelt an mehr als tausend Orten, begleitet durch eine Fotodokumentation. „Bei der Recherche zu dieser Geschichte erfuhren wir auch, dass sich Teile Somalias in weniger als einer Generation von halbtrockenen zu trockenen Gebieten entwickelt hatten. Wir beschlossen, zu einigen untersuchten Orten zurückzukehren und sie erneut zu fotografieren. Wir wollten verstehen, in welchem Ausmaß das Land in Somalia durch den Klimawandel und die Umweltzerstörung beeinträchtigt wurde“, berichtet Sobecki. „Was wir vorfanden, war leider ein echter und dramatischer Wandel. Letztendlich waren es jedoch die Menschen, die wir beim Fotografieren dieser Orte trafen, und ihre Geschichten, die im Mittelpunkt des Projekts stehen.“

„Dieses Langzeitprojekt ist ein visueller Denkzettel, dass die Klimakrise kein weit entfernter Mythos ist.“

Sobecki dokumentiert Alltagssituationen, die nicht ausschließlich vom Überlebenskampf in der Trockenheit berichten. In ihren einfühlsamen Bildern zeigt Sobecki darüber hinaus immer wieder berührende und humorvolle Momente der Begegnung, die jedoch mehr Sentimentalität als Optimismus transportieren. Das drückt sich auch im Titel ihrer Serie „Where Our Land Was“ aus. Der Klimawandel wird immer mehr Menschen aus Somalia und den umliegenden Gebieten vertreiben.

„Das Ausmaß der Klimaschäden hängt von uns allen ab und stellt die größte Bedrohung für die Menschheit dar. Dies ist kein Problem, mit dem sich erst künftige Generationen befassen werden müssen – es geschieht jetzt, und es steht weit mehr als Somalia auf dem Spiel.“

Nichole Sobecki

Die preisgekrönte Fotografin und Filmemacherin wurde 1986 im Bundesstaat New York geboren und lebt heute in Nairobi, Kenia. Sie hat einen Abschluss in Politikwissenschaften von der Tufts University. Sobecki begann ihre Karriere in der Türkei, im Libanon und in Syrien, wo sie sich auf regionale Themen im Zusammenhang mit Identität, Konflikten und Menschenrechten konzentrierte. Von 2012 bis 2015 leitete sie das Videobüro von Agence France-Presse für Ostafrika, bevor sie sich der Dokumentarfotografie zuwandte. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt und mit Preisen wie dem Robert F. Kennedy Human Rights Award 2018 und dem Pierre & Alexandra Boulat Award for Photojournalism ausgezeichnet. Sie wird international von der Fotoagentur VII vertreten.

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Portrait: © Lynsey Addario