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Irene Barlian – Land of the Sea

Irene Barlian – Land of the Sea

Indonesien ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Der südostasiatische Archipel zählt mehr als 17.000 Inseln; die meisten davon sind aufgrund des steigenden Meeresspiegels von Überflutungen bedroht. Irene Barlian hat Menschen porträtiert, die der Ausweglosigkeit ihren unerschütterlichen Überlebenswillen entgegensetzen. Aufnahmen, so eindringlich wie emphatisch.

Was wie ein surreales Science-Fiction-Szenario klingt, ist in Indonesien längst harte Gegenwart. Am stärksten vom Klimawandel ist Java betroffen, die Hauptinsel des südostasiatischen Archipels. Vertreibung aufgrund des steigenden Meeresspiegels und der damit einhergehenden Überschwemmungen gehört für zahlreiche Menschen, die an Javas Nordküste leben, zum bitteren Alltag. Jakarta, Hauptstadt und Heimat von über zehn Millionen Einwohnern – mehr als 30 Millionen in der Metropolregion –, hat als die am schnellsten sinkende Stadt der Welt traurige Berühmtheit erlangt. Fast die Hälfte Jakartas liegt inzwischen unterhalb des Meeresspiegels. Bis 2050 könnte laut Experten das gesamte Gebiet von Nord-Jakarta überflutet sein. Und so hatte erst im Januar dieses Jahres das Parlament den Plänen der indonesischen Regierung zugestimmt, die Hauptstadt auf die Insel Borneo zu verlegen, sie dort neu zu bauen. In javanischen Küstengegenden wie der Metropolregion Jakarta, Demak, Pekalongan und Gresik ist es bereits zu gravierenden landschaftlichen Veränderungen gekommen. Hunderte Hektar wurden vom Meer verschlungen, zahlreiche Hausfundamente mussten aufgestockt, ganze Dörfer in höher gelegene Gebiete umgesiedelt werden.
Seit zwei Jahren reist Irene Barlian für ihr Langzeitprojekt „Land of the Sea“ immer wieder an die Nordküste Javas. „Ein Foto ist eine wichtige Information, die dazu beiträgt, die reale Situation in der Welt zu verbreiten“, konstatiert Barlian. Ein Foto kann das Bewusstsein schärfen, es kann ein Medium sein, um ein tieferes Verständnis dafür zu schaffen, wie unsere Zukunft aussehen könnte, um von anderen zu lernen, die bereits betroffen sind, und es kann auch ein Weckruf sein, dass jetzt gehandelt werden muss. Und so sieht die indonesische Fotografin es als ihre Aufgabe an, „den tatsächlichen Zustand der betroffenen Gebiete zu dokumentieren. Das Ausmaß der Klimaschäden hängt von uns allen ab.“

„Ich persönlich hätte große Schuldgefühle, wenn ich nicht wenigstens versuchen würde, über eines der größten Probleme, die das Leben auf der Erde bedrohen, zu berichten.“

In „Land of the Sea“ richtet sie ihren emphatischen Blick vor allem auf die Frauen, die „überall auf der Welt weniger Zugang zu Ressourcen haben und daher durch den Klimawandel stärker gefährdet sind“. Barlians Fotografien sind auf unaufgeregte Art und Weise zutiefst erschütternd. Es sind Aufnahmen, die von Widerstand, Überlebenswillen und Stolz erzählen, von letzten Handlungsspielräumen und von erfinderischen Menschen, die sich mit dem Hochwasser zu arrangieren versuchen, aber letztlich kaum eine Chance haben. „Ja“, gesteht Barlian, „die Situation ist ziemlich hoffnungslos, aber ich habe mich entschieden, hoffnungsvoll zu sein. Ich glaube, dass wir gemeinsam die Zukunft zumindest vor den schlimmsten Folgen bewahren können.“ Und so wird Barlian, für die „die Fotografie der Gedanke ist, der mich morgens antreibt und mich nachts meine Fantasie beschäftigt“, so lange und hartnäckig an diesem Projekt weiterarbeiten, bis sich etwas ändert.

Irene Barlian

Die freischaffende Dokumentarfotografin wurde 1989 in Jakarta geboren. Ihren Arbeitsschwerpunkt bilden soziale, ökologische, kulturelle Geschichten sowie Frauenthemen. Das wichtigste Element ihrer beruflichen Unternehmungen sind persönliche Langzeitprojekte. Barlians vielfach prämierte Aufnahmen wurden u. a. in der „New York Times“, der „Los Angeles Times“, „Vice“ und bei Reuters publiziert sowie in einer Gruppenausstellung in den USA, Frankreich, der Schweiz und Griechenland ausgestellt.

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