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Lynsey Addario – Women on the Frontline of Climate Change

Lynsey Addario – Women on the Frontline of Climate Change

Überschwemmungen, Dürre, Waldbrände: Die amerikanische Bildjournalistin Lynsey Addario hält in ihrer Serie die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben fest. Im Fokus stehen Frauen aus vier unterschiedlichen Regionen, die gegen die Umweltzerstörung ankämpfen. Bildgewaltig, in kräftigen Farben und mit betonender Schärfe richten sich ihre Aufnahmen an das Bewusstsein des Betrachters, sich mehr um die Umwelt zu kümmern.

Einsam und verloren steht ein Mensch inmitten des Infernos: Um ihn herum brennt der Wald, die Flammen lodern und das Feuer scheint nicht aufzuhalten zu sein. Als am 13. Juli 2021 südlich des Highway 44 im Lassen National Forest in Kalifornien ein Brand ausbricht, der 400 000 Hektar erfasst, brauchen die Feuerwehrleute von Cal Fire mehrere Monate, um ihn einzudämmen. Die Aufnahme von Lynsey Addario entstand am 2. Oktober desselben Jahres, es spiegelt nicht nur das Ausmaß der Katastrophe wider, sondern auch die Erkenntnis, wie klein und hilflos der Mensch der Natur gegenübersteht. „Mein Ziel ist es, die Realität vor Ort und die verheerenden Auswirkungen und Gefahren des Klimawandels zu zeigen“, sagt die amerikanische Bildjournalistin. „Der einzige Weg, dies wirklich zu tun, ist, sie zu erleben oder nahe genug heranzukommen, um darzustellen, wie Brände und Überschwemmungen, Abholzung, illegaler Bergbau und sich ändernde Wetterverhältnisse uns in den meisten Aspekten des Lebens beeinflussen.“

Drei Kontinente, vier verschiedene Regionen: Ein Jahr lang reiste Lynsey Addario mit Unterstützung eines Forschungsstipendiums der National Geographic Society um den Globus, um die verheerenden Klimakatastrophen und Folgen wirtschaftlicher Interessen zu dokumentieren. In Nordkalifornien hielt sie die historischen Waldbrände und ihre Bekämpfung fest, im brasilianischen Amazonasgebiet begleitete sie indigene Frauen, die gegen illegale Abholzung, Brandrodung und Landaneignung vorgehen, im Bundesstaat Jonglei im Südsudan fotografierte sie die schlimmsten Überschwemmungen seit sechs Jahrzehnten und in Äthiopien die anhaltende Dürre. 

„Die Gefahren für mich selbst waren dieselben wie für die Männer und Frauen, die in diesen Umgebungen leben und arbeiten, aber das Fotografieren der Waldbrände stellte wahrscheinlich das größte Risiko dar.“

Feuer, Wasser, Erde, Luft – ihre Serie ist eine intensive Auseinandersetzung mit dem Klimawandel auf allen Ebenen und in mehreren Bereichen; jede Geschichte ihres Portfolios gibt die direkten Folgen der Respektlosigkeit gegenüber der Natur auf das menschliche Dasein wieder: Gefahr und Verlust, Flucht und Vertreibung, Krankheit und Hunger. „Ich möchte mit der Serie die Menschen dazu anregen, sich mehr um die Umwelt zu kümmern und ihre Entscheidungen, die sich auf die Umwelt auswirken, bewusster zu treffen“, sagt die Fotografin.

„Mit der Darstellung von Frauen wollte ich einen spezifischen Fokus innerhalb der breiteren Kategorie des Klimawandels finden, um die Geschichte menschlicher zu gestalten, dem Zuschauer einen Einstieg zu geben und zu versuchen, die symbiotische Beziehung zwischen uns und unserer Umwelt zu zeigen.“

Im Mittelpunkt ihrer Serie stehen vor allem Frauen: Feuerwehrfrauen, Klimaaktivistinnen, Mütter. Sie sind die Heldinnen der Erzählungen, geben die symbiotische Beziehung zwischen dem Menschen und der Natur wieder. Oft arbeiten sie in schweren Berufen, sind engagiert, mutig, stark und kämpferisch. Lynsey Addario nähert sich ihnen respektvoll, sensibel und intim, aus ihren Bildern spricht Bewunderung, Verständnis und Loyalität. Auf einem Foto ist die kalifornische Feuerwehrfrau Meglan Enz zu sehen, wie sie ihren nackten Fuß mit lackierten Nägeln und einem Zehenring in die Kamera hält, während um sie herum das Feuer wütet und sie auf Anweisungen für einen möglichen nächtlichen Einsatz wartet. In einer Umgebung aus Schmutz und Verwüstung, in Arbeitskleidung und feuerfesten Schuhen und in der männlichen Härte ihres Jobs ist sie immer noch eine Frau, die an ihrer Weiblichkeit festhalten will.

Lynsey Addario

Lynsey Addario geboren 1973, ist eine amerikanische Fotojournalistin, die regelmäßig für die „New York Times“, „National Geographic“ und das „Time Magazine“ arbeitet. In den vergangenen 15 Jahren hat Addario über alle großen Konflikte und humanitären Krisen ihrer Generation berichtet, darunter Afghanistan, Irak, Darfur, Libyen, Syrien, Libanon, Südsudan, Somalia und Kongo. Addario wurde im Laufe ihrer Karriere mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.

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Porträt © Sam Taylor Johnson