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horizonte zingst

Matthew Abbotts LOBA-Serie „Black Summer“ ist beim Umweltfotofestival „horizonte zingst“ zu sehen. Ein Interview mit Kuratorin Edda Fahrenhorst.

Bereits zum 14. Mal ist der beliebte Urlaubsort an der deutschen Ostseeküste Gastgeber des Umweltfotofestivals „horizonte zingst“. Leica engagiert sich auch in diesem Jahr als einer der Partner des Festivals. Eine Besonderheit der Präsentation ist in diesem Sommer von entscheidender Bedeutung: Ein großer Teil der Ausstellungen ist als Open-Air-Schauen konzipiert. Daher sind viele Bildserien am Strand und im Ort zu entdecken, auch wenn das begleitende Festivalprogramm aufgrund der Pandemie kurzfristig abgesagt werden musste.

Eine der Ausstellungen widmet sich der Serie „Black Summer“ des australischen Fotografen Matthew Abbott. Mit dieser Serie über die verheerenden Brände in seinem Heimatland war er 2020 einer der LOBA-Finalisten. Von Juni 2019 bis zum März 2020 loderten in Australien die schlimmsten Buschfeuer, die das Land je erlebt hat. Noch während die Brände wüteten, erhielten sie ihren Namen: Black Summer. Nach einem mehrwöchigen Crashkurs bei der Feuerwehr in Sydney begab sich Abbott in die Brandgebiete. Ihm gelangen schaurig-schreckliche, aber ebenso beeindruckende Aufnahmen von der Gewalt des Feuers. Er dokumentierte die verheerenden Folgen für Umwelt, Landschaft und die Bewohner der betroffenen Gebiete. 34 Menschen verloren ihr Leben. Und schätzungsweise 186.000 Quadratkilometer Land, fast drei Milliarden Tiere und knapp 6000 Gebäude verbrannten in den Buschfeuern.

Noch länger als die Buschfeuer in Australien brannten, wird „Black Summer“ nun mitten in Zingst präsentiert. Bis zum 30. April 2022 sind die Bilder auf großen Stelen auf dem Postplatz zu sehen. Wir sprachen mit Edda Fahrenhorst, Kuratorin des Festivals.

„Die Fotografie lässt uns erleben, fühlen, erinnern und mitdenken.“

Wie lautet das Festival-Motto in diesem Jahr?

Das Leitthema des diesjährigen Umweltfotofestivals „horizonte zingst“ lautet: Wasser – Ursprung, Element, Ressource, Leben. Denn: Wasser ist allgegenwärtig, es ist die Grundlage jeden Lebens und damit die wertvollste Ressource unseres Planeten. Gleichzeitig stehen dessen Mangel, Verschmutzung oder auch Verschwendung symptomatisch für die Klimakrise – deren Folgen alle Lebensräume bedroht. Auch die des Menschen.

Nun steht bei Matthew Abbott aber das Thema Feuer im Mittelpunkt …

… ja, aber dem Motto entsprechend befassen sich die (meisten) Festivalausstellungen mit den verschiedenen Facetten des Themas, also auch mit der Abwesenheit von Wasser oder mit dessen elementaren Gegenspieler, dem Feuer. In den vergangenen Jahren wüteten immer wieder gigantische Waldbrände in verschiedenen Teilen der Welt und dankenswerterweise haben sich auch immer wieder Fotografinnen und Fotografen – sei es etwa im brasilianischen Amazonasgebiet oder in Kalifornien – auf den Weg gemacht, um diese Schrecken zu fotografieren.

Wie haben Sie die Serie von Matthew Abbott entdeckt?

Während meiner Recherche zu dem Thema bin ich auch auf die Shortlist des LOBA 2020 gestoßen – schon beim ersten Durchsehen der Serie von Abbott war und bin ich bis heute tief berührt über die Szenen, die er beobachtet hat, über die Urgewalt der Brände, denen er sich genähert hat, und über den großen Verlust, den der „Black Summer“ auf so vielen Ebenen bedeutet und den Abbott mit seiner Fotografie unmittelbar zu transportieren versteht.

Wie werden seine Bilder in Zingst präsentiert?

Auf dem Postplatz, mitten in Zingst und gegenüber der Ausstellung „Polarnacht“ von Esther Horvath ist die Serie von Abbott kaum zu übersehen. Die gewaltigen Feuersäulen brennen auf 3 x 4,50 Meter großen Bildstelen. Ebenso sind die Versuche der Menschen, das Feuer zu löschen, die Versuche der Tiere, dem Feuer zu entkommen und das, was nach dem Brand übrigblieb, Teile der Ausstellungs-Installation.

Welche Planungen gibt es nach der Absage des ursprünglich vorbereiteten Festival-Programms?

Es ist unendlich traurig, dass es unmöglich ist, „horizonte zingst“ in diesem Jahr wie gewünscht zu feiern. Was wir aber können, ist Fotografie zu zeigen und darüber zu sprechen. Und das werden wir im Verlauf des Jahres und darüber hinaus mit viel Enthusiasmus auch tun. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir einige der vorbereiteten Inhalte in Teilen modifizieren und in den kommenden Monaten umsetzen. Und wir blicken schon ins nächste Jahr: Die Planungen für das 15. Umweltfotofestival „horizonte zingst“ haben bereits begonnen. Es soll vom 20. bis zum 29. Mai 2022 stattfinden.

Und bis dahin lässt sich auch die Serie von Matthew Abbott entdecken. Vielen Dank für das Gespräch.

www.zingst.de/fotofestival-horizonte

Shortlist: Matthew Abbott – Black Summer

Edda Fahrenhorst

Die Hamburgerin Edda Fahrenhorst hat die Entwicklung des Festivals – die letzten zwei Jahre als Co-Kuratorin – begleitet und bringt entsprechend Festival-Erfahrungen mit. Die Fotografie ist der rote Faden ihrer Biografie: Grundlage waren ein Fotografie-Studium in Bielefeld und die Tätigkeit als Bildredakteurin bei der Agentur Bilderberg. Seit zehn Jahren ist sie Inhaberin des Unternehmens Fotogloria. Büro für fotografische Zusammenarbeit in Hamburg.

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Porträt: © Sebastian Vollmert