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DOCKS Collective – The Flood in Western Germany

DOCKS Collective – The Flood in Western Germany

Schuld, Altenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Dernau, Erftstadt: Auch ein Jahr nach der Flutkatastrophe stehen die Ortsnamen aus den deutschen Bundesländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen stellvertretend für ganze Regionen, die unmittelbar vom Starkregen und den daraus resultierenden Überschwemmungen betroffen waren. Die Fotografenkooperative DOCKS Collective dokumentierte die Zerstörung, das Leid der Menschen und war auch danach immer wieder vor Ort, um die Mühen des Wiederaufbaus zu begleiten.

Mehr als das Doppelte der für den gesamten Juli erwarteten Regenmengen ging ab Dienstag, dem 13. Juli, in einigen Teilen der Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen nieder. Aus idyllisch dahinfließenden Gewässern wurden innerhalb von Stunden reißende Fluten, die ganze Ortschaften zerstörten. Es gab Tote, zahllose Verletzte, die materielle Schadensbilanz geht in die Milliarden. Welche fatalen Folgen der Klimawandel auch in Deutschland hat, wurde schlagartig in wenigen Tagen erschreckend sichtbar. Die Durchschnittstemperatur in Deutschland ist im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um mehr als 1,6 °C gestiegen, und wärmere Luft speichert mehr Feuchtigkeit – der nachfolgende heftige Regen konnte von den Böden nicht aufgenommen werden, führte zu bisher ungekannten, massiven Überflutungen mit gravierenden Folgen für die betroffenen Gebiete. Die Katastrophe vernichtete Agrarland, zerstörte Dörfer und touristisch beliebte Reiseziele, ruinierte viele Existenzen und die lokale Infrastruktur. Auch ein Jahr danach gibt es keine Normalität, viele Gemeinden sind noch immer im Ausnahmezustand. Nach den direkten Aufräumarbeiten laufen die Planungen für die Zukunft der Region; der Wiederaufbau wird noch lange dauern.

„Wir handeln mit einer gemeinsamen Offenheit, Ehrlichkeit und Sensibilität. Für uns ist die gemeinschaftliche Arbeit eine Methode, die es uns ermöglicht, die klassische egozentrische Perspektive der Dokumentarfotografie auszusetzen und zu hinterfragen.“

Auch die fünf Mitglieder des DOCKS Collective waren vor Ort, dokumentierten in den ersten zwei Wochen die Folgen der Katastrophe, reisten aber auch danach in die Region, um die Situation der dort lebenden Menschen fotografisch zu begleiten. Die LOBA-Shortlist-Serie ist ihre erste Arbeit, bei der alle fünf Mitglieder auf ihre individuelle Autorenschaft verzichtet haben. „Die gesamte Arbeit ist wichtiger als das Einzelbild, bzw. die einzelne Autorschaft. Außerdem ist es oft nur noch schwer nachvollziehbar, wer wirklich in dem Moment das Foto gemacht hat“, so das DOCKS Collective. „Beim Sequenzieren der Arbeit achten wir darauf, wie die Geschichte am besten erzählt wird, und nicht darauf, wer welches Bild gemacht hat. Die Arbeit ist viel umfangreicher als in unserer Einreichung. Wir haben versucht, die Essenz des Projektes zu zeigen. Alle haben ihren Anteil am Projekt geleistet, auch wenn dies in bestimmten Situationen hieß, nicht zu fotografieren, sondern Interviews zu führen, zu fahren, zu recherchieren oder auf E-Mails zu antworten.“

„Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Kollektiv mit geteilter Autorschaft für die LOBA-Shortlist nominiert wird. Wir schätzen das sehr und freuen uns, dass diese Art der Zusammenarbeit unterstützt wird. Für uns ist es ein großer Erfolg.“

Geprägt hat die Gruppe eine ähnliche Haltung ihrer Mitglieder gegenüber der Dokumentarfotografie und „der Wunsch nach einer vertrauensvollen Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig motivieren kann. Die Idee ist, gemeinsam zu wachsen“. Mittlerweile bestehen auch persönliche Beziehungen zur Region und zu vielen Menschen vor Ort. Aus der tagesaktuellen Arbeit ist längst ein Langzeitprojekt geworden. „Wir fahren immer wieder in Teams in die Gebiete, um zu sehen und zu fotografieren, wie sich die Lage weiterentwickelt.“ Mit der Serie des DOCKS Collective wurde erstmals eine gemeinschaftliche Arbeit in die LOBA-Shortlist aufgenommen.

DOCKS Collective

DOCKS Collective ist ein Zusammenschluss von vier Fotografen und einer Fotografin, die sich seit ihrem Studium an der Fachhochschule Dortmund kennen. Seit 2018 erarbeiten Aliona Kardash (*1990), Maximilian Mann (*1992), Ingmar Björn Nolting (*1995), Arne Piepke (*1991), und Fabian Ritter (*1992) unter dem Namen DOCKS Collective gemeinsame Projekte. Sie werden von Nikon Deutschland gefördert, teilen sich einen Büroraum, publizieren gemeinsam und stellen gemeinsam aus. Derzeit arbeiten sie an einem Bildband zum Flutprojekt.

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Gruppenportrait: © DOCKS Collective